Montag, 24. Mai 2010

Erich Kästner Jahrbuch Band 6 - Kleiner Kommentar... - Colette.O

Kleiner Kommentar zum Beitrag Adolf mit dem langen Arm von Antje Neuner-Warthorst in : Erich Kästner Jahrbuch Band 6, von Ruairi O’Brien und Bernhard Meier hrsg., Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 2010

Mitte Mai fand die Mitgliederversammlung der Erich Kästner Gesellschaft in Bamberg statt. Im Zug, auf dem Weg nach Hause, blätterte ich im neuen Jahrbuch und las den Beitrag von Antje Neuner Warthorst über die langjährige Zusammenarbeit von Walter Trier und Erich Kästner.

Es ist schon interessant, wieder einmal feststellen zu müssen, wie unser jeweiliges Vorhaben verschiedene Facetten der Wirklichkeit ins Blickfeld rückt. So war Antje Neuner-Warthorst auf der Suche nach Informationen über Walter Trier, als sie die Korrespondenz zwischen Erich Kästner und seiner Mutter las, ich dagegen nach Auskünften über Erich Kästners publizistische Tätigkeiten. Und so sieht Frau Neuner-Warthorst die Situation im Jahre 1933, als Erich Kästner « Das fliegende Klassenzimmer » veröffentlichen will, anders und auch genauer, als ich es tat. Die schwierigen Gespräche mit Curt Weller in Stuttgart hatte ich wie viele anderen auch – die (wie ich) von Luiselotte Enderles Biografie und später von Kästners geschmückten Aussagen geblendet waren - mit dem Publikationsverbot Erich Kästners gebracht. Antje Neuner-Warthorsts Behauptung, « das viel größere Problem dürfte damals die Mitarbeit des jüdischen Zeichners gewesen sein », leuchtet mir ein, um so mehr als sie erinnert, dass die Illustrationen zum « fliegenden Klassenzimmer » damals ohne Triers Signatur erschienen sind und dass der Friedrich Andreas Perthes Verlag auch sonst in keiner Weise auf die Mitarbeit des Zeichners hinwies. Dem geschulten Blick der Walter Trier Spezialistin entgeht kein Detail : sie kennt den Zeichner so gut, dass sie in den Bildern seine Intentionen wie aus einem Buch liest.

Die erfolgreiche Zusammenarbeit des Schriftstellers und des Zeichners währte von 1929, dem Erscheinungsjahr von « Emil und die Detektive » bis 1949, dem Ercheinungsjahr von « Die Konferenz der Tiere » und war tatsächlich eher geschäftlicher Art. Dass es trotzdem zu einer Art Symbiose zwischen Text und Zeichnungen immer wieder kam, ist meiner Meinung nach Walter Triers Einfühlungsvermögen und großem Talent zu verdanken.

Eine Sache bleibt noch unklar : von wem wurde der Atrium Verlag in Basel gegründet ? 1933 von Edith Jacobsohn, als sie ins Exil fuhr, wie Antje Neuner-Warthorst es schildert oder von Kurt Maschler im Jahre 1935, wie ich es rekonstruiert habe ? WER WEISS BESCHEID ?

Colette.O

P.S. : Für diejenigen, die mehr über Walter Triers und Erich Kästners Kooperation erfahren wollen und vor allem die Bilder von Walter Trier bewundern wollen, sei auf die Publikation Walter Trier : Politik, Kunst, Reklame (Atrium, Zürich 2006) von Antje Neuner-Warthorst hingewiesen. Es handelt sich um ein wunderbares Katalogbuch, das anlässlich der Hanno-verschen Ausstellung veröffentlicht wurde.

1 Kommentar:

  1. Kurt Maschler gründete den Atrium Verlag.
    Dies und mehr ist belegt in:
    Frank Flechtheim:
    Der Williams & Co Verlag
    -Erinnerungen an Edith Jacobsohn-
    Omnis Verlag Berlin-Wilmersdorf 1997
    Beleg-Exemplare sollten beim Dressler-Verlag vorhanden sein, denn der hat die Arbeit von Flechtheim "freundlich unterstützt".
    Zur Not stelle ich mein Exemplar zur einsichtnahme zur Ferfügung.
    Pit Eggert

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