Tagung
vom 18.-20. September 2014, Lyrik Kabinett München
(Amalienstr.
83a/Rückgebäude)
Eine
Veranstaltung des Lyrik Kabinetts in Zusammenarbeit mit der LMU und
dem Kulturreferat der Stadt München
Professor Sven Hanuschek lädt zu einer Erich Kästner Tagung nach Müchen ein. Das Veranstaltungsprogramm findet ihr hier. In seiner Einladung zur Tagung schreibt Hanuschek:
"Die
literaturwissenschaftliche Erforschung des Werkes von Erich Kästner
(1899-1974) hat in den vergangenen 15 Jahren stark zugenommen. Der
Schriftsteller gilt – neben seiner stets unbestrittenen Bedeutung
als Kinderbuchautor – nicht mehr nur als Gebrauchs- und
Unterhaltungsschriftsteller, er hat einige Kanonisierungs-Hürden
genommen: Es gibt eine dreibändige Gesamtbibliographie, eine
kommentierte Werkausgabe, neue Editionen aus dem Nachlass; auch im
Literaturbetrieb ist er vertreten, es gibt mehrere Kästner-Preise
und große mediale Feiern von Jubiläen jeder Art. Dennoch spielt
Kästner nicht in der Liga der Kafka, Mann, Musil mit, von Joyce und
Proust ganz zu schweigen; in der Gruppe der Autoren der frühen
Moderne wird er eher ausnahmsweise oder gar nicht genannt. Allein in
der Kinder- und Jugendliteraturforschung ist Kästners Leistung im
Prozess der Modernisierung der KJL analysiert worden. Auf der zweiten
Tagung des 2011 gegründeten‚ Arbeitskreises Erich
Kästner-Forschung soll nun untersucht werden, wie sehr Kästner
tatsächlich der frühen Moderne verbunden ist: Welche ästhetischen
Strategien verwendet – oder gar: prägt – er, die hier
anschließen?
Die
klassische Moderne steht für eine ganze Reihe ästhetischer
Innovationen: Welche Rolle spielt sein Hang zur Multi-Medialität,
zur schnellen Verwendung und Adaption der neuen Medien seiner Zeit,
von Funk und Film für die Ästhetik seiner literarischen Texte? Auch
zur Bildenden Kunst (Dresdner Expressionismus, Grosz) und zur
Gebrauchs- und Werbegrafik gibt es Bezüge. Dass selbstreflexive
Momente in seinen Werken permanent da sind, ist nicht immer so
offensichtlich wie mit dem mehrfach verwendeten Doppelgänger-Motiv;
gibt es eine Kästnersche Meta-Literatur? Seine Arbeiten sind
inhaltsinnovativ, dieser Aspekt ist im Kontext der Neuen Sachlichkeit und
deren Reaktionen auf die kulturellen Brüche der Moderne
wissenschaftlich einigermaßen aufgearbeitet worden; auch hier ließen
sich freilich viele neue Themen finden, so hat sich bislang noch kein
Literaturwissenschaftler Kästners Umgang mit der Psychoanalyse
angenommen, trotz der zahlreichen Traumkapitel und obwohl Jakob
Fabian gar von einer „embryonalen Erinnerung“ spricht. Eine
regelrechte Forschungslücke besteht in der Frage nach formalen
Innovationen: Hat Kästner Strategien der Moderne verwendet, die
Montagetechnik, Brüche der Figurenzeichnung, der Dramaturgie? Wie
verhält sich sein Werk zu den in der Moderne exzessiv ausgebauten
Möglichkeiten der Bewusstseinsabbildung? Hat er neue Erkenntnisse
der Wissenschaften seiner Zeit, auch der Philosophie, aufgenommen,
hat er selbst das bestehende Forminventar weiterentwickelt?"
Die Tagung findet kurz vor dem Oktoberfest in München statt (Beginn 20.9.). Möglicherweise lässt sich da das eine mit dem anderen verbinden. In jedem Fall sollte man sich schnell um eine Unterkunft kümmern. Viel Freude mit Kästner und den Kästner-Freunden wünsche ich uns!
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