Wer sich ausführlich mit Kästner
beschäftigt,
der findet es immer wieder bestätigt:
Er schaut auch heute noch von oben auf
das Welttheater
und wär‘ bisweilen ganz gerne auch
wieder Berater.
Seine Anweisungen kämen wie einst von
der Galerie:
„Seid Freund oder Feind! Habt Macht
oder Glück!“
Er wird still und schmollt und wird
immer alleiner.
Doch mit einem Ohr hört er zu, was die
Wissenschaft
aus seinen aufgeschriebenen Gedanken
macht.
„So bedenket doch, ihr promovierten
Weisen,
ich dachte 1929 in völlig anderen
Gleisen“,
überlegt er und denkt zurück an
schlimme Tage,
an denen er schrieb, weil der Hunger
ihn plagte.
Manche schnell erdachte Vers-Konstrukte
waren doch
mehr Sättigungsbeilage als bedeutendes
lyrisches „Hoch“.
Nur noch leise erhebt sich die Stimme
von der Galerie:
„Mit einfachen Worten schrieb ich,
was ich damals gedacht.
Sucht zwischen den Zeilen: Hab‘ ich
geweint? Oder gelacht?“
Und der Mahner zieht sich zurück und
denkt ganz leise:
Macht was ihr wollt, ihr werdet keine
Antwort finden
auf die Frage, was ein Dichter dachte,
als er dichtete.
Auslöser für diesen Beitrag ist ein
Epigramm im
Gedichtband „Kurz und bündig“,
nachzulesen z.B. im dtv-Taschenbuch Nr.
11013
und dort auf der Seite 59
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