Montag, 8. März 2010

Erich Kästner Förderpreis 2009

Erich Kästner Förderpreis 2009

„Endlich“ – mögen einige Teilnehmer am Erich Kästner Förderpreis und viele Mitglieder der Erich Kästner Gesellschaft stöhnen. Es hat mal wieder recht lange gedauert, bis sich die Jury auf die Preisträger des Jahres 2009 geeinigt hat. Das lag unter anderem auch an der bisweilen unterschiedlichen Einschätzung der eingegangen Beiträge. Doch letztendlich hat die Jury einstimmig beschlossen,
den
1.Preis
an die
Erich Kästner Grundschule in Gotha
und an die
Erich Kästner Grundschule in Bonn
zu verleihen.

Die Erich Kästner Grundschule in Gotha überzeugte die Jury durch die Dokumentation einer Projektwoche zu Erich Kästner, die wir intern als „Erich Kästner plus“ bezeichneten. In ihren Projekten fanden die Kolleginnen und Kollegen der Schule Anknüpfungspunkte bei Kästner und führten ihre Schülerinnen und Schüler weit über Kästner hinaus. So beschäftigte sich die Projektgruppe „Kleine Welten“ in Anlehnung an den „Kleinen Mann“, der in einer Streichholzschachtel schläft, mit dem Mikrokosmos Natur und erforschte gemeinsam mit einem Förster Tiere, die in eine Streichholzschachtel passen. Ebenfalls vom „Kleinen Mann“ inspiriert erarbeitete die Projektgruppe „Zaubern“ eine Präsentation, die beim Schulfest vorgestellt wurde. Mit einem Kriminalhauptkommissar der Polizei Gotha gingen junge Detektive auf Verbrecherjagd. Sie sicherten Fingerabdrücke und Fußspuren, untersuchten eine Blutspur und übten sich in Geheimschrift. Neben weiteren Projekten wurde die gesamte Projektwoche von einem Reporterteam begleitet, das zum Abschluss die Projektwochenzeitung „Pinguin“ herausgab.

Die Erich Kästner Grundschule Bonn führte zum 110. Geburtstag von Erich Kästner einen Projekttag durch und stellte Erstaunliches auf die Beine. „Erich Kästner konkret“ lautete unsere interne Bezeichnung. Vor allem die Konkretisierung des Epigramms „Es gibt nichts Gutes. Außer: Man tut es“ hat uns überzeugt. So verkauften die Kinder selbst gebastelte Karten und unterstützten mit den Einnahmen eine Schule in Indien. Eine weitere Gruppe wurde als Maler aktiv. Mit Motiven von Walter Trier aus Kästners Büchern „Konferenz der Tiere“ und „Pünktchen und Anton“ wurden zwei Wände auf dem Schulhof neu gestaltet. Außerdem wurden Kurzgeschichten geschrieben, Theater gespielt, gebastelt und gerätselt.
Bemerkenswert, was man so alles an einem Tag schaffen kann!

Bemerkenswert auch die Facharbeit der Schülerin Sabine Vondenbusch, die Erich Kästner als Kinderbuch-Klassiker untersuchte. Sie führte dazu Befragungen in der Region Aachen durch und weist nach, dass Kästners „Emil und die Detektive“ und „Das fliegende Klassenzimmer“ zeitlos sind und „einen gewissen Kultstatus erreicht“ haben. Andere Bücher Kästners erfüllen diese Kriterien hingegen nicht.

Einen Erich Kästner Kalender erstellte die Erich Kästner Schule in Oelde. Für jeden Monat des Jahres erstellten die Schülerinnen und Schüler ein individuelles Kalenderblatt. So ziert das Juni-Blatt eine Karte, auf der alle Erich Kästner Straßen und Schulen „rund um Oelde“ markiert sind. Im August ist ein Foto der Klasse E 1 zu sehen und darunter Kästners „Ansprache zum Schulbeginn“ zu lesen.

Den Eingangsbereich ihrer Schulen gestalteten die Schülerinnen und Schüler der Erich Kästner Schulen in Bürstadt und Steinfurt. In Steinfurt zieren jetzt Illustrationen aus Kästners Kinderbüchern und ein 3D-Schriftzug die Eingangshalle. In Bürstadt hat die Klasse 10Rd im Eingangsbereich ihrer Schule eine Informationswand zu Erich Kästner gestaltet. Hinter einer Plexiglasscheibe stellten sie Informationen zu Leben und Werk Erich Kästners zusammen.

Gewissermaßen außer Konkurrenz ereichte uns die Arbeit der Kölner Studentin Sevda Kilic. Sie untersucht in einer Seminararbeit die Frauenrollen in Erich Kästners „Fabian“ und vergleicht diese mit dem in der Weimarer Republik auftretenden Phänomen der „Neuen Frau“. Dabei stellt sie „amerikanische und sowjetische Einflüsse auf das Bild der Neuen Frau“ vor und differenziert die Frauenbilder Irene Moll, Cornelia Battenberg und Frau Fabian. Sie stellt fest, dass Kästner die „Aufhebung der ehemaligen Geschlechterrollen“ thematisiert und vor „geschlechtsspezifischen Rollenmustern“ warnt.

Insgesamt erfreulich war die Qualität der eingegangenen Beiträge, auch wenn die Quantität (noch) zu wünschen übrig lässt.
Matthias Nicolai