GÖTTINGEN. Kolossal beeindruckend und gelungen, das
 fanden auch die Zuschauer im ausverkauften Jungen Theater Göttingen. 
Mit Getrampel, Jubel und langanhaltendem Applaus endete dort am Sonntag,
 22. Januar, die Uraufführung von „Die Konferenz
 der Tiere“. Seit mehreren Jahren entwickelt das Junge Theater mit der 
Freien Theatercompany „DAS HYBRIS“ - Absolventen der Berliner 
Ernst-Busch-Hochschule - ein Stück, dieses Jahr nun Kästners Appell von 
1949, zum Anschauen geeignet ab zehn Jahre.
Eine spannende Inszenierung als Ein-Personen-Stück 
mit vielen Figurenelementen und Hintergrundeinblendungen (diese von Nico
 Parisius) sowie Musik von Moritz Schwerin: In der Rahmenhandlung 
bereitet „Elisabeth“ als „UNICEF-Abgeordnete Deutschland,
 Schwerpunkt Kinderschutz“  am Laptop ihre Rede 
zur nächsten Konferenz vor. Frieden und Sicherheit für Alle, besonders 
für die Kinder, das ist das Ziel. Lena Wimmer spielt diese und 
verkörpert auch alle anderen Rollen – mit Ausnahme des
 „Herrn Weichmann“, (Parisius), der im Hintergrund von den „anderen 
Politiker-Konferenzen“ zugeschaltet wird. Mit Wahnsinnspower und großem 
Tempo agiert sie in diese(n) Rolle(n) hervorragend. Auch die 
Konzentration des Zuschauers bleibt 60 Minuten gefordert.
Mit Zeitungspapierflügeln ähnelt sie einer 
Friedenstaube, umspannt den Globus und berichtet von aktuellen 
Flüchtlingszahlen und Konfliktherden. Nun taucht die Inszenierung von 
Franziska Rattay ein in die Frage, „Was wäre, wenn die Tiere
 eine Friedens-Konferenz machen würden?“. Es folgen Tierverwandlungen, 
die verblüffen, und eine Schauspielerin, die sie alle spricht, murmelt, 
quiekt, brüllt und einzeln mit Taschenlampe beleuchtet, so dass das 
Publikum das „gerade sprechende Tier“ erkennt:
 Die Pelzkappen-Mütze wird zum mutigen Löwen, der lange Stockschirm zur 
weitsichtigen Giraffe, die umgedrehte Blechgießkanne mit angeklebten 
Ohren zum Dickhäuter Alois. Nicht zu vergessen der weiße 
Mülleimerdeckel-Eisbär, der rote Handfeger-Tapir und der Stier
 aus Nordamerika, zu erkennen am umgedrehten Holzbügel-Gehörn. Der 
Büroschrank wird zum Hochhaus der Tiere mit den unterschiedlichsten 
Abteilungen, die der phantasiebegabte Zuschauer natürlich sofort 
„sieht“: Dort der Polarbereich für den Eisbären, hier der
 Swimmingpool für den Delfin und der bunte Staubwedel ist 
selbstverständlich zu erkennen als Papagei-Hoteldirektor.
Die Textfassung von Rattay und Wimmer bleibt nah am
 Original, einiges gut aktualisiert, so auch die Forderungen, die der 
„General“ nach der Entführung der Kinder schließlich unterschreibt. Die 
Ratten, Mäuse sowie Motten, die zuvor Akten-
 und Kleidung vernichteten, wurden eingeblendet, während das Publikum 
sich über den verzweifelt wehrenden
 „General“ freute. Als nach getaner Unterschrift 
das Licht heller wird und der „General“ das Publikum als die verloren 
geglaubten Kinder wieder erkennt, wirkt dies zunächst wie ein Happy End,
 bis „Herr Weichmann“ „Elisabeth“ zu ihrer Konferenzrede
 ruft, in die Realität. Erster und letzter Satz der Inszenierung: 
„Elisabeth,. Du schaffst das!“ Die Inszenierung hat es geschafft!
D. Ehrenheim-Schmidt